Donnerstag, 10. August 2006

L´autre sexe

z11270406
Ich mag Männer, aber zugleich bin ich sehr misstrauisch.
Ich bin klein und zierlich gebaut und mein letzter Freund bewies mir, dass man mich unter den Arm klemmen kann und ohne Mühe umhertragen könnte.
Ich finde das beängstigend.
Ich wäre hilflos, wenn man mich vergewaltigen wollte. Ok, ich könnte beißen und ich renne schnell, aber was die Kraft angeht, die ich aufbringen könnte, ich hätte keine Chance.
Man kann mir Angst und Panik direkt ansehen, es in meinen Augen lesen.
Kleidung ist da oft eine gute Fassade die ich oft einsetze.
Hohe Schuhe, Mäntel, Kostüme, ein bestimmter Gang.
In meinem Revier kann mich niemand wirklich schwächen.
Aber ich war schlecht vorbereitet. Ich stieg aus dem Zug aus und betrat die Metrostation.
Meine Sonnenbrille hatte ich vergessen und ich spürte, dass jeder meine ängstlichen Blicke spüren musste.Ich hatte Angst vor Überfällen und umklammerte meine Tasche.
Da ich mich beobachtet fühlte sprach ich irgendwann zwei junge Franzosen an, die mir gegenüber saßen. Ich begann eine Unterhaltung um mich abzulenken.
Sie waren nett, aber es half nichts.
Schräg gegenüber ein Herr Mitte 40 mit einer Flasche Desperados in der Hand. Er fragt die beiden, ob sie mich kennen, sie verneinen. Ich verdrehe die Augen und denke mir, nicht schon wieder.
Er schüttelt den Kopf "Qu´est-ce quélle est belle!"
Ich hasse ihn. Die beiden nicken verlegen mit den Köpfen und blicken mich verlegen an.
Er setzt sich derweil neben mich und fragt, wie ich heiße.
Ich fauche ihn an, dass er mich in Ruhe lassen soll.
Dann muss ich aussteigen. Die beiden jungen Männer begleiten mich und Herr Desperados rennt hinterher. Er wirkt gefährlich, nicht betrunken.
Die beiden drehen sich um und sagen, dass er mich doch in Ruhe lassen soll.
Dann zeigen sie mir den Ausgang, den ich nehmen muss.
Dann folgen 7 Minuten Verfolgungsjagd.
Schließlich hänge ich ihn am Cimetière Père Lachaise ab.
Immer wieder dasselbe.
Ich finde es dreist, abartig, ekelhaft.
Ich fühle mich belästigt und ich hasse es!
Ständig passiert mir sowas und ich bin es satt.
Die Franzosen kennen die schleinigsten, bescheuertsten Sprüche.
Einer brüllt mir hinterher "Quést-ce que vous étez magnifique!"
Ich hätte ihm am Liebsten meine Quiche ins Gesicht geworfen.
Ich knirsche dann mit den Zähnen und knurre vor mich hin. Auf französisch wage ich es nicht zu fluchen. Ab und an schreie ich ein paar hartnäckige Varianten an. Auf französisch klingt sowas eigentlich viel viel besser.
Wenn ich nur verneine bringt das wenig. Sie reden weiter.
Wenn ich auf schwedisch oder italienisch sage, dass ich nichts verstehe sehen sie mich verblüfft an und gehen, oder fragen, ob ich englisch spreche und reden einfach weiter.
Wenn ich zuckersüß lächle und dann ganz langsam sage, dass man bitte respektieren soll, das ich keinerlei Ambitionen habe mich auch nur eine Sekunde mit ihm zu unterhalten, ist das auch nicht immer effektiv.
Ich verwirre dann, indem ich bspw einen Satz beginne, abrupt abbreche, wenn er mir ins Wort fällt und sobald er ruhig ist mitten im Satz fortsetze.
Auch das ist wenig hilfreich.
Weglaufen hilft oft, aber nassgeschwitzt in praller Hitze mitten in Paris zu stehen ist ätzend.
Ich habe gerade das "Les 2 moulins" aus "Le fabuleux destin d´ Amélie Poulain" verlassen und schwebe auf Wolke 7.
Beschwingt hüpfe ich die Straße herunter. Mich sieht ja niemand.
Plötzlich ein kleines Lädchen auf der rechten Seite.Mou-lin-rou-ge.Mhh...
Nein...das ist sicher nicht das Moulin Rouge.Das sieht so dunkel aus, wie ein geschlossener laden, denke ich mir.
Ich gehe weiter.
Ich lande in einer dubiosen Gegend ohne es zu merken. Es ist fast so, als würde mich dieses Gefühl des Glückes high machen.
Ich merke nicht einmal, dass ich in einer Straße voller Sexshops lande.
Plötzlich steht er da. Er Mann indischer Herkunft wie ich vermute.
Seine erste Frage, ob ich einen Freund habe.
Ich sehe ihn entsetzt und angewiedert zugleich an und gehe weiter.
Er folgt mir und redet auf mich ein, ich gehe immer schneller,. sehe schon das Métro-Schild.
Er bittet um 5 Minuten, ich gehe schneller.
Er hält mich an der Schulter fest, ich schreie ihn auf deutsch an.
Er grinst und ich bekomme schreckliche Panik.
Ich ekel mich so sehr vor ihm, dass ich ihn nicht anfassen kann, um ihn wegzuschubsen.
Ich ekel mich vor meiner Schulter, mein Nacken verkrampft sich, ich bekomme Gänsehaut und mir ist nach weinen zu mute.
Ich brülle erneut und gehe zum Métroschalter. Er grinst und löst sein Ticket ein, signalisiert mir, dass er mir folgen wird.
Niemand sagt etwas.Immer wieder drehe ich mich um und fauche ihn an. Er grinst nur. Ich gehe zum Steig, er folgt.
Plötzlich greift er nach vorne und versucht mich zu begrabschen. Er erwischt mit der einen Hand meinen Rücken und mit der anderen meine Schulter von vorne.
Wieder brülle ich ihn an und stelle mich zwischen zwei andere Wartende.
Die Métro kommt, ich steige ein. Selten hatte ich solche Panik. Er fährt ein Stück mit.
ich befürchte, dass er mich bis zum Hotel verfolgen wird, dass in einer dunklen Straße liegt.
Ich zittere und bin panisch.Ich weiß nicht wo er sitzt, nur dass er irgendwo ist, dass er dieselbe Métro genommen hat.
Ich trage ein Schwarzes Shirt ohne Ausschnitt, keine aufreizenden Klamotten.
Aber ich sehe harmlos aus darin, wie jemand, der sich nicht wehren kann.
Ich fühle mich hilflos und möchte heulen. Meine Schulter fühlt sich so ekelhaft an, ich fühle mich ekelhaft und ich will nur noch zurück.
Ich weiß nicht mehr wie ich zum Hotel kam, aber er war irgendwann weg.
Ständig diese blöden Anmachen und Männer, die nichts respektieren und mich belästigen.
Ich glaube man sieht mir an, wie unsicher ich bin.
Ich bin jemand der sich aussuchen lässt statt auszusuchen.
Meinen letzten Freund habe ich nicht ausgesucht, sondern er mich.
Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber ich glaube solche Menschen haben ein Gefühl für Menschen wie mich, ein gewisses Gespür.
Die suchen gezielt solche Frauen.
Und ich hasse dieses Gefühl ausgeliefert zu sein.
Ich habe Aikido probiert und Ju-jutzu oder wie das heißt.
Ich gebe eine jämmerliche Figur dort ab.
Aber so wie ich bin, haben Männer, die diese Schwäche nutzen wollen riesen Spielraum.
Deshalb bin ich so misstrauisch und deshalb reagiere ich furchtbar empfindlich auf Nettigkeiten.
Ich bin das schwache Geschlecht und will es nicht sein.Ich bin vielleicht geistig überlegen, aber körperlich werde ich es nie sein.
Ich hasse es angefasst zu werden, wenn ich die Person nicht lange kenne, ich hasse es, wenn jemand ständig meine Grenzen überschreitet. Mein Freund hat das ständig getan und ich bekam Alpträume von ihm.
Mit Grenzen überschreiten, meine ich einfache Dinge.
Mich bei einem Streit am Arm packen, mich nicht in Ruhe lassen oder einfach nur zeigen, dass meine Meinung unwichtig ist.
Solche Narzisten wie er sind natürlich nicht normal, aber ich glaube ich ziehe sowas an.
Und es passiert mir immer wieder, dass ich so misstrauisch bin, das ich Menschen, die nett sind und mich bewundern für das Gegenteil halte und sie dementsprechend behandel.
Nun ja, ich werde mich nicht mehr aussuchen lassen und ich werde versuchen, solche Menschen zu meiden und nicht mehr allzu misstrauisch zu sein.
Aber das dauert wohl noch ein wenig.
Paris ist jedenfalls ziemlich gefährlich für Frauen, wenn sie gerade keinen Beschützer an ihrer Seite haben....

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